Während des glorreichen Spiels des Glubbs gegen Sandhausen, unterm neuen Trainer Dieter Hecking, entwickelten sich ein paar Gedanken, die mich den ganzen Tag nicht loslassen wollten.
Los ging es mit der Bemerkung, dass der Mittelkreis mit zwei zusätzlichen Strichen zum Peace-Zeichen umdekoriert wurde. Zum Jahrestag des Kriegs zwischen Russland und der Ukraine, ein Zeichen gegen den Krieg, sozusagen.
Ohne diesen Akt bewerten zu wollen, stand dann doch die Frage im Raum, ob das überhaupt sein darf; Politik im Sport.
Im Hinterkopf gab es noch die Erinnerungen an die letzte WM in Katar, bzw. die immer wieder geäußerte Aussagen, dass politisches im Sport nichts zu suchen hat.
Irgendwie darf sich zwar zu Menschenrechten, Toleranz, Respekt, Demokratie, usw. schon geäußert werden. Aber halt nicht so konkret. Und natürlich muss auch bedacht werden, dass der Weg zur Hölle immer guten Vorsätzen gepflastert ist und durch geöffnete Türen auch Menschen und Meinung eintreten können, die eigentlich draußen bleiben sollten.
Und sollte Sport nicht Sport bleiben oder wie politisch darf der Sport sein? Gerne wird darauf verwiesen, dass es besser ist, die Bühnen von Olympia und WM zu nutzen, um vor Ort auf Missstände aufmerksam zu machen und Dinge zu verbessern.
Auch wenn der geistige Fokus sich schnell wieder auf das Glubb-Spiel und der Hochachtung vor dem taktischen Geschick des neuen Trainer richtete, so blieben die Fragen im Hinterkopf erhalten und kamen später wieder zum Vorschein.
Nach dem Spiel ging es weiter in ein Pub, um sich den Six Nations 2023 Cub im Rugby zwischen Wales und England anzusehen. Nach der Erhöhung in der 40. Minute durch Halfpenny fiel der Blick auf eine Werbung von „TikTok“ am Spielfeldrand.
Und Schwups, waren die Gedanken vom Politischen im Sport wieder da. Diesmal unter dem Aspekt, was die Auswahl der Sponsoren betrifft. Da sich die Auswahl vermutlich auf die finanzielle Zahlungsbereitschaft beschränkt und somit vermeintlich unpolitisch ist, stellt die Frage, wie es dazu kommt, dass nur bestimmte Unternehmen bei solchen Großereignissen werben und warum diese finanziell so Potent sind.
Schon schweiften die Gedanken wieder ab. Genauer gesagt fand sich mein Geist bei einem Vortrag zur Gemeinwohlökonomie von Christian Felber, Anfang des Jahrtausends in der Caritas-Pirckheimer-Akademie, wieder.
Es ging bei diesem Vortrag darum, dass das jetzige System Unternehmen, die nachhaltig, fair und sozial handeln eigentlich benachteiligt und nur diejenigen Unternehmen „belohnt“ werden, die, durch bestimmte Praktiken, immer mehr Gewinn erwirtschaften und Teile davon an die Anteilseigner ausschütten, egal auf wessen Kosten.
Sei es Nestle/ Cola, die Grundwasser „umsonst“ bekommen und es überteuert verkaufen, TikTok, das vom Verkauf pb-Daten profitiert (was die sonst noch mit den Profilen machen, sei erstmal dahingestellt), Konzernen, die „wenig“ Steuern zahlen, etc.
Durch die Gestaltung des Systems haben es Unternehmen, die sich Werten bspw. der Menschenrechte, Transparenz, Umwelt, sozialen Gerechtigkeit, des Gemeinwohls verpflichten immer schwerer und kommen als Sponsor nicht in Frage, da ihnen die finanzielle Power fehlt.
Diese strukturelle Benachteiligung ist, anders als von Vielen gerne behauptet, politisch erzeugt und kein Naturgesetz, bzw. nicht von Natur aus gegeben.
Womit wir wieder zum Ausgang der Überlegungen kommen. Sportorganisationen und Sponsoren können äußern, dass sie nicht politisch sind und sich dennoch den Werten des Sports und der Toleranz, Respekt, etc. „verpflichtet“ fühlen.
Denn der politische Eingriff durch das vorherrschende Wirtschaftssystem hat ja schon im Vorfeld dazu geführt, dass am Ende nur noch diese Akteure übrig bleiben.
Unterm Strich ein geschmeidiger Tag. Erst Glubb bei wechselhaftem Wetter (Sonne, Schnee, Regen) bejubelt, dann lecker im Bäckerhof gegessen (anscheinend ist die Lokalität etwas in der Krise) und im Pub mit Freund und Frau Rugby geschaut.